Eswatini (Swasiland) – Das kleine Königreich in Südafrika
Als wir unsere Reise nach Südafrika planten, wussten wir schon direkt, dass wir einen kurzen Abstecher nach Swasiland auf jeden Fall mitnehmen. Allein, um das kleine Binnenland dann auch auf unserer Scratchingmap auszukratzen. Eigentlich wäre auch ein kurzer Trip nach Lesotho, dem zweiten Binnenland in Südafrika fantastisch gewesen, aber dafür war keine Zeit mehr übrig. Umso mehr freuten wir uns auf unseren Trip nach Swasiland. Die Namensänderung des Königsreichs kam 2018 übrigens daher, da der König nicht mit mehr länger mit der Schweiz verwechselt werden wollte. Bei den englischen Namen der beiden Ländern herrscht nämlich durchaus Verwechslungsgefahr: Switzerland und Swaziland.
Wir verlassen den Krüger Nationalpark an unserem neunten Tag durch das Malelane Gate und machen uns auf den Weg zur Grenze. Die überqueren wir am Grenzübergang Jeppes Reef/Matsamo. Für uns als U30-Generation aus Mitteleuropa ist so ein Grenzübertritt noch etwas ganz Neues und Aufregendes. Zuerst reisen wir aus Südafrika aus und bekommen dafür auch einen Ausreisestempel in unserem Reisepass. Danach reisen wir in Swasiland ein. Das funktioniert vollkommen unkompliziert und ohne lange Wartezeiten. Für die Einreise nach Eswatini bekommen wir dann natürlich auch einen Einreisestempel im Pass. Hier kam die Namensänderung des kleinen Landes übrigens noch nicht an, sodass es noch Swaziland in unseren Pässen heißt.
Dann kann unser Trip endlich losgehen. Nach unserer Einreise sind wir etwas verwirrt. Denn nur wenige Kilometer hinter dem Grenzübergang fühlen wir uns tatsächlich wie in einem anderen Land. Obwohl Swasiland bis auf die Grenze im Osten an Mosambik von Südafrika umschlossen wird, ist die Vegetation von jetzt auf gleich eine ganz andere. Alles wirkt auf uns irgendwie viel grüner und üppiger, als noch in Südafrika. Allerdings sind die Straßenverhältnisse dafür umso schlechter. In Swasiland jagt ein Schlagloch das nächste und unsere Fahrt wird zu einem regelrechten Hindernissparcour.
Unser Ziel ist das Mlilwane Wildlife Sanctuary bei Lobamba. Die Fahrt dorthin führt uns durch die kleine Stadt Madzini. In der Stadt ist noch richtig was los und Autofahren dort deswegen umso aufregender. Gleichzeitig genießen wir das Spektakel auf den Straßen und bekommen einen ersten Eindruck von Swasilands Land und Leute.
In Lobamba fahren wir am Nationalstadion und am Parlament vorbei. Wenn es dann nach unserem Navi gegangen wäre, wären wir auch mitten durch das Ludzidzini Royal Village gefahren, wo die Königsfamilie lebt. Statt zum Tee mit der Queen zu fahren, suchen wir uns lieber einen anderen Weg und finden ihn schließlich auch. Allerdings ist die Zufahrt zum Mlilwane Wildlife Sanctuary aufgrund einer Baustelle gar nicht so leicht zu finden. Die Beschilderung ist zwar ok, aber die Baustelle macht alles so unübersichtlich, dass wir das Wildreservat nur mit Hilfe ein paar Schulkinder finden, die uns unsere Verwirrung ansehen. Wir scheinen wohl nicht die einzigen Touristen zu sein, die sich an der Stelle auf dem Weg verfransen.
Übernachtung im Kolonialstil
Unsere erste Nacht verbringen wir in einer ganz besonders tollen Unterkunft: Reilly’s Rock Hiltop Lodge. Leider hatte die Unterkunft bei unserer Buchung nur noch diese eine Nacht für uns frei, denn hier wären wir gerne noch eine weitere Nacht geblieben. Von den Mitarbeitern werden wir freudig empfangen und durch die Unterkunft geführt. Der Garten der Lodge ist traumhaft schön und die Terrasse, auf der wir am folgenden Morgen auch unser Frühstück genießen werden, bietet einen tollen Blick über das Königreich. Die Unterkunft liegt auf einem Hügel und es gibt einen eigenen Wanderweg, der einmal um diesen Hügel herum führt. Wir genießen die angenehme Atmosphäre und nutzen das WLAN erst einmal, um wieder ein Lebenszeichen bei unseren Familien zu hinterlassen.
Am Abend kommt dann das Highlight der Unterkunft. Denn diese bietet seinen Gästen ein einmaliges Dinner im dunkeln und am Lagerfeuer an. Das Essen schmeckt super und das Ambiente ist kaum zu übertreffen. Lediglich das laute Geschreie der Frösche im naheliegenden Wald ist etwas unpassend, aber irgendwie auch so skurril, dass es wieder toll ist. Normalerweise werden in der Unterkunft auch kleine Buschbabys gefüttert. Die wollen sich an diesem Abend aber leider nicht blicken lassen und deswegen fällt die Fütterung für uns flach. Stattdessen sehen wir einige scheue Ducker, Afrikas kleinsten Antilopen, die sich im wilden Garten der Unterkunft ziemlich wohl zu fühlen scheinen.
Mit dem Fahrrad durch die Savanne
Der nächste Tag startet für uns mit einem tollen Frühstück auf der Terrasse mit Blick auf Swasiland. Danach wechseln wir unsere Unterkunft innerhalb des Reservats und es geht zum Milwane Rest Camp. Vom alten kolonialen Stil wechseln wir in moderne Hütten, wie wir sie auch bereits aus Südafrika kennen.
Die Unterkunft bietet auch einen Fahrradleihservice an, was zuerst ein bisschen sonderbar klingt. Allerdings gibt es keine wirklich gefährlichen Tiere im Reservat also spricht auch nichts gegen eine Fahrradtour auf den rotstaubigen Straßen. Statt der Big 5 aus dem Auto heraus bewundern wir jetzt Zebras, Gnus, Blessböcke und Webervögel hautnah. Lediglich ein riesiges Krokodil, auf das wir bei einer kleinen Rast stoßen, jagt uns dann doch einen kleinen Schrecken ein. Während wir am Ufer des See noch den Webervögel zusehen, gibt es ein Geräusch hinter uns. Wir drehen uns um, und wenige Meter die Böschung runter liegt ein riesiges Krokodil herum. Ach, du meine Güte!
Neben dem Fahrradverleih bietet das Camp einen kleinen Shop, der für Selbstversorger aber nur recht wenig Auswahl im Angebot hat. Als Entschädigung finden wir dort aber ein einheimisches Bier, das wir uns bei der Hitze und für unsere Biersammlung gönnen. Ebenso werden wir auch bei den Postkarten fündig. Die sind zwar nicht der besondere Hingucker, aber mindestens eine Postkarte pro Land ist Pflicht, also dürfen wir nicht allzu wählerisch sein.
Das Postsystem in Swasiland scheint im Übrigen ziemlich gut zu funktionieren. Denn keine zweiWochen nach Versand kommen die Karten in Deutschland an. Ganz im Gegensatz zu manch einer Karte aus Südafrika, die sich zum Teil acht Wochen Zeit gelassen haben. Anstatt uns selbst mit einem Braai zu versorgen entscheiden wir uns für ein leckeres Buffet im Camp eigenen Restaurant. Das schmeckt auch ziemlich gut und bekommt von uns einen klaren Daumen hoch! Den Tag lassen wir mit unserem Bier gemütlich auf unserer Terasse ausklingen und genießen den Anblick umherziehender und grasender Tiere.
Am nächsten Morgen erwartet uns ein ebenfalls leckeres und reichhaltiges Frühstücksbuffet. Hier stellen wir fest, dass es in Swasiland vielleicht keine besonders gefährlichen Tiere gibt, dafür aber einige mit diebischen und kriminellen Adern. Denn prompt als Andrea ihrem Muffin auf dem Teller den Rücken zudreht, um sich einen Kaffee zu holen, wird der Muffin von einem Affen vom Teller stibitzt und aus sicherer Entfernung auf dem Dach eines Nachbargebäudes genießend verputzt. Wir halten uns sonst immer an die Vorgabe: „Bitte füttern Sie keine Wildtiere!“ aber der Affe war einfach zu gerissen und hat genau den richtigen Moment abgepasst. Glück für den Affen, Pech für Andrea.
Nach dem aufregenden Frühstück machen wir uns wieder auf den Weg Richtung Südafrika. Die Grenze überqueren wir am Grenzübergang Lavumisa/Golela. Auch hier ist wieder alles ziemlich unkompliziert. Erst der Ausreisestempel, dann der Einreisestempel und auf geht’s in Richtung St. Lucia. Etwas wehmütig schauen wir in den Rückspiegel. Wir hätten durchaus noch eine weitere Nacht in dem kleinen Königreich verbringen können. Ein schöner Abstecher ist’s gewesen!