Kruger Nationalpark – Teil 2: Trockener, buschiger, aber nicht weniger tierisch

Kruger Nationalpark – Teil 2: Trockener, buschiger, aber nicht weniger tierisch

Unser vierter Tag im Kruger Nationalpark ist quasi ein Transfertag vom Olifants Camp zum Pretoriuskop Camp. Da wir aber in einem Nationalpark sind, in dem es quasi an jeder Ecke ein Neues oder auch schon bekanntes Tier zu sehen gibt, ist die Fahrerei wirklich kein Übel. Von Camp zu Camp ist es ein weiter Weg, immerhin fast 200 km. Und wenn man bedenkt, dass man im gesamten Park maximal 50 km/h fahren darf und es schon bei 30 km/h quasi unmöglich ist, einen Löwen im Busch zu erspähen, kann man sich ausrechnen, wie lang diese Strecke sein kann. Wir starten also morgens schön früh, um wieder die aktivste Zeit der Tiere voll auszuschöpfen.

Löwe am Morgen

Kurz nachdem wir das Camp verlassen sehen wir eine Ansammlung von Autos. Und zwar genau an der Stelle, an der wir die Tage zuvor bereits täglich eine kleine Gruppe von Hyänen erspähen konnten. Wir halten also noch einmal an, um den Hyänen „Tschüss“ zu sagen. Die sind aber irgendwie nervös und aufgeregt. Wir kneifen die Augen zusammen und schauen genauer hin. Wir sehen den Baum und unter diesem einen Stein, vor dem sich etwas bewegt.  Ein LÖWE! Wir beobachten das Szenario und nach ein paar Minuten ist der Stein verschwunden. Wo ist der Stein? Wow! Ein zweiter Löwe! Wir kosten den Moment aus und verlieren ein wenig die Zeit. Irgendwann können wir uns losreißen und weiter fahren.

Auf dem Weg sehen wir weitere Zebras, Gnus, Impalas, Giraffen, Nyalas, Wasserbüffel und Elefanten. Bei den Elefanten gilt es übrigens zu Recht, ein wenig Sicherheitsabstand zu halten, auch wenn sie für eine gefühlte Ewigkeit die Straße blockieren. Denn die Dickhäuter sind definitiv stärker. Und ein Elefant, der die Ohren aufstellt  und trötet kann durchaus angsteinflößend sein, wie wir festgestellt haben.

Erst ein Foto und dann…
…besser den Rückwärtsgang einlegen

In weiter Entfernung entdecken wir einen Strauß, sind uns aber nicht sicher, ob es die im Kruger Nationalpark überhaupt gibt. Unser Taschenführer über Vögel sagt ja, also wird es wohl wirklich auch einer gewesen sein!

Unsere erste kleine Pause legen wir im Tshokwane Camp ein. Wir gönnen uns eine Kuduwurst und ein Stück Karottenkuchen; einer der leckersten, den wir bisher gegessen haben. Außerdem gibt es dort ziemlich hübsche Glanzstare – auch hier hat uns unser Vogeltaschenführer bestens geholfen – die die Touristen bereits gewöhnt sind und nur darauf warten die Krümel der Gäste aufzupicken oder so nett drein zu schauen, dass einer der Touristen sie bestimmt füttert.

Nashorn im südlichen Kruger

Wir fahren weiter und merken, dass wir mittlerweile nicht mehr für jedes kleine Impala Halt machen, auch wenn sie noch so süß gucken können. Anders verhält es sich bei etwas Neuem. Ein Nashorn! Nummer vier der Big Five: Check!

Je weiter wir in den Süden des Nationalparks fahren, umso trockener, gelber und buschiger wird es. Rund um den Olifantsriver war es deutlich grüner und der Fluss hat die Umgebung zu einer wahren Oase werden lassen. Das Grün weicht langsam aber sicher einem Strohgelb, was Tierbeobachtungen nicht zwangsläufig einfacher macht. Eher im Gegenteil. Viele Tiere sind durch ihr sandfarbenes Fell jetzt noch besser getarnt.

Kleine Hyänen

Bei einer Safaritour kann man durchaus die Zeit aus den Augen verlieren. Es fängt schon an zu dämmern, als wir noch etwas Seltsames am Straßenrand entdecken: winzige und einfach nur süße Hyänenbabys! Doch wir müssen weiter, um noch vor Sonnenuntergang in unserem neuen Camp anzukommen.

Das Pretoriuskop Camp liegt im südlichen Teil des Kruger Nationalparks. Bei unserer anfänglichen Planung war das Camp nicht unsere erste Wahl als Unterkunft, aber die, die wir eigentlich ins Augen gefasst hatten, waren bereits neun Monate vorher komplett ausgebucht. Im Nachhinein war das aber auch nicht weiter schlimm, denn das Pretoriuskop Camp hat durchaus seinen eigenen Charme. Es ist das älteste Restcamp im Kruger Nationalpark und die Hütten sind ähnlich wie im Olifants mit allem wichtigem ausgestattet. Jede Hütte hat außerdem seinen eigenen Grillplatz. Es gibt einen Shop zum Einkaufen. Hier finden wir auch unsere ersten Postkarten, die vom Camp aus ihre lange Reise antreten.  Leider fehlt ein richtiges Restaurant. Dafür gibt aber ein Wimpys, das südafrikanische Pendant zu McDonalds oder Burger King. Was fehlt ist allerdings ein toller Ausblick. Damit konnten das Olifants oder auch das von uns vorher favorisierte Skukuza Restcamp punkten. Und trotzdem haben wir auf dem Weg zum Camp und in der unmittelbaren Umgebung tolle Dinge gesehen und wir schließen den Tag mit wundervollen Tierbegegnungen ab. Darum geht es ja schließlich bei einer Safaritour.

Auf geht’s zum nächsten „Walk“

Am nächsten Tag müssen wir noch früher aus den Federn als die Tage zuvor, denn für uns steht ein weiterer Walk auf dem Plan: Ein Morning Walk.

Morgens in der Savanne

Es dämmert noch als wir mit unseren beiden Guides per Jeep los fahren. Irgendwo im Nirgendwo am Straßenrand machen wir halt und im Gänsemarsch geht es los in die Wildnis. Dass einer der Guides ein Gewehr bei sich trägt, beruhigt irgendwie. Schließlich sind wir zu Fuß im Löwengebiet unterwegs. Allerdings sind Löwen unsere kleinste Sorge denn schon nach wenigen Minuten halten wir an und die Miene der Guides ist ernst. Zwei „grumpy“ Wasserbüffel sind nur ein paar hundert Meter von uns entfernt und mit denen sollte man sich besser nicht anlegen. Unser Guide sagt sogar „Also wenn einer von denen auf uns zu rennt, dann nützt mir mein Gewehr auch nichts mehr. Dann nehme ich die Beine in die Hand und das würde ich jedem von euch auch raten.“ Gut, dass wir nicht so schnell in Panik verfallen, aber der Herzschlag erhöht sich doch mächtig.

Zur Erklärung: Alte, verletzte oder schwache Büffelbullen werden oftmals von der Herde zurückgelassen, weil sie eine potentielle Gefährdung für die Herde sind und eventuell Raubtiere anlocken. Wasserbüffel sind ohnehin aggressiv und wählen selten die Flucht, eher den Angriff, wenn sie sich bedroht fühlen. Je älter und verletzlicher solche Tiere sind, umso aggressiver werden sie.

Wir machen besser kehrt und fühlen uns sicherer, je weiter die Büffel entfernt sind. Aber das sichere Gefühl bleibt nicht lang, denn im nächsten Moment bleiben wir wieder stehen und die Guides sondieren die Umgebung. Wir nichtsahnenden europäischen/frankokanadischen Laien sehen nichts, aber den scharfen Augen der Guides entgeht nichts. Wie sind von einer Herde Elefanten quasi umzingelt und müssen schauen, in welche Richtung wir am besten weiter gehen, um eine Kollision zu vermeiden. Wir gehen weiter. In der Ferne hören wir Löwengebrüll und uns wird doch etwas mulmig zu Mute. Plötzlich ein lautes Brüllen. Erschrocken zucken wir zusammen und erwarten einen Löwen, der uns anspringt. Stattdessen springt ein Kudu aus dem Gebüsch und saust an uns vorbei und verschwindet dann wieder im Dickicht. 

Ein Kudu nimmt vor uns Reiß aus

An einer Lichtung machen wir eine kleine Verschnaufpause mit ein paar Snacks und etwas zu Trinken. Dass wir gerade hier Löwenspuren entdecken, lockert die Stimmung nicht unbedingt auf, aber unser Guide erklärt uns, dass die Spuren schon alt sind und der Löwe wahrscheinlich schon lange weitergezogen ist. Wahrscheinlich….. Es nützt nichts, wir müssen weiter.

Giraffenbegegnung beim Morning Walk

Auf dem Rückweg zum Auto machen wir noch mit zwei jungen und sehr leichtsinnigen Giraffenbullen Bekanntschaft, die sich uns bis auf kaum mehr als hundert Metern nähern. Das haben selbst unsere Guides noch nicht so oft erlebt, denn auch ein Raubtier könnte sich auf gleiche Weise wie wir nähern. Als wir wieder am Auto ankommen, sind wir sichtlich erleichtert aber auch irgendwie dankbar, für diese tollen und einzigartigen Erlebnisse.

Selbstsafari und Sunset Drive

Nach unserem Walk geht’s weiter mit der Safari auf eigene Faust. In der Ferne entdecken wir eine seltene Sable Antilope (Auch hier konnten wir uns auf unseren Tierreiseführer 100 % verlassen!). Später machen wir noch eine kleine Rast an einem Wasserloch und genießen die herrliche Stille. Wir warten auf Tiere, die zum Trinken ans Wasserloch kommen. Für eine ganze Weise passiert nichts, doch dann tauchen wie aus dem Nichts Nashörner auf. Was für ein herrlicher Anblick!

Seltene Sable Antilope

Am Abend entscheiden wir uns ganz spontan für einen weiteren Drive: Den Sunsetdrive. Bei Sonnenuntergang geht es wieder mit dem Jeep raus in den Park. Wir sehen Nashörner, Wasserbüffel, Mungos und Nilpferde an einem Wasserloch. Die Erklärungen der Fahrer sind wirklich hilfreich und informativ. Wie ist der Tagesablauf der verschiedenen Tiere, wo halten sie sich wann am meisten auf oder was für Eigenarten haben die verschiedenen Tierarten? Keine Frage bleibt unbeantwortet. Müde, aber zufrieden fallen wir nach dem Drive ins Bett. Es ist auch schon dunkel, und wir sind eigentlich schon über unserer normalen Zeit.

Der Abschied

Am nächsten Tag müssen wir uns leider schon vom Kruger Nationalpark verabschieden. Etwas Wehmut ist schon dabei, aber wir freuen uns auch schon auf unseren Trip nach Eswatini. Euphorisch und in der Hoffnung, noch die ein oder andere tolle Tiersichtung zu erleben, machen wir uns auf den Weg. Und tatsächlich: Keine 100 Meter hinter dem Camptor steht ein Minibus quer auf der Straße . Da muss es doch etwas zu sehen geben! Ein Leopard!! Big Five completed! Gut versteckt chillt die Katze in einem Baum und wir denken beide, dass wir uns das gefleckte Raubtier deutlich größer vorgestellt haben. Es dauert nicht lange, da hat sich eine Traube von Autos gebildet. Auch einige Jeeps von geführten Touren gesellen sich dazu und die Guides informieren sich gegenseitig per Funk über die Sichtung: „Bamba in a tree!“ heisst es da. Bamba ist die südafrikanische Bezeichnung für Leopard, wie wir auf einer anderen Tour durch einen der Guides gelernt haben. Wir genießen diesen einzigartigen Moment und bleiben noch einige Zeit dort, bevor wir uns schweren Herzens auf den Weg machen.

Nicht weit entfernt dann die nächste Autoansammlung. Ein Löwe geniesst ebenfalls die Sonne und verursacht nichtsahnend ein komplettes Verkehrschaos. Auch hier nehmen wir uns noch etwas Zeit und beobachten das majestätische Tier. Für ein tolles Foto drängeln wir uns an eine günstige Stelle und nehmen das Gemotze eines anderen Autofahrers in Kauf. Dann müssen wir weiter, immerhin steht noch der Grenzübergang an. Kurz bevor wir den Park verlassen, kreuzt noch ein Strauß die Straße. Es gibt sie also tatsächlich auch im Kruger Nationalpark!

Klippspringer

Unser Fazit:  Das Pretoriuskop Camp hat vielleicht nicht den tollen Ausblick wie das Olifants, aber die Gegend rund um das Camp ist nicht weniger ergiebig, was Tiere angeht. Die Drives und Walks, die wir mitgemacht haben, waren super und haben uns die Wildnis Afrikas noch einmal auf eine ganz andere Art und Weise näher gebracht.  Insgesamt wurde es uns in den fünf Tagen im Krüger Nationalpark keineswegs langweilig! Es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Klar, irgendwann hält man nicht mehr für jedes Impala, so süß die auch drein schauen können. Aber trotzdem kann man fünf Tage gut und gerne füllen. Auf einer Safari kann man nämlich eines nicht gebrauchen: Hetze! Stattdessen kann man sich auch einfach einmal für ein oder zwei Stunden an ein Wasserloch stellen und abwarten, was passiert. Wir haben im Kruger Nationalpark die Big Five gesehen und dafür auch alle fünf Tage gebraucht. Leider hatten wir kein Glück mit Geparden oder Wildhunden, die wir gerne gesehen hätten. Trotzdem waren alle Sichtungen für sich etwas ganz Besonderes.

Hier seht ihr unsere Tierfoto-Highlights aus dem Kruger Nationalpark.

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