Die letzten Tage USA – Rund um die Olympic Halbinsel
Wir müssen uns nun auch schon wieder von Seattle verabschieden. Die Stadt hat ihren Charme und wir sind ein wenig traurig diesen nicht noch etwas weiter genießen zu können. Aber uns zieht es in den Olympic Nationalpark. Dieser hat jedoch nichts mit Sport zu tun, sondern verdankt seinen Namen dem Mount Olympus, dem höchsten Berg der Olympic Mountains auf der Olympic Halbinsel. Das ist mal eine konsequente Namensgebung!
Ausschlaggebend für die Wahl dieses Parks war für uns der gemäßigte Regenwald, aber der Olympic Nationalpark hat noch mehr zu bieten. Auch Strände und Berge gehören zu seinen Highlights. Und so freuen wir uns, dieses Fleckchen Natur zu erkunden. Der Weg von Seattle führt zunächst nach Port Angeles. Wir nehmen den kleinen Umweg um den Puget Sound herum und fahren über Tacoma, um nicht auf eine Fähre angewiesen zu sein. Nach etwa drei Stunden kommen wir in Port Angeles an und füllen zunächst unsere Vorräte in einem riesigen Supermarkt auf, der 24 Stunden geöffnet hat. Wir sind aber ganz spießig gegen Mittag dort.
Wir gönnen uns leckere Donuts und teure Ritter Sport Schokolade, die beim Kassierer bzw. beim Tütenpacker für Verwunderung sorgt. Was soll denn Sport Schokolade sein? Eigentlich eine gute Frage!
In Port Angeles fahren wir zum Olympic National Park Visitor Center und holen uns erstmal ein paar Infos über den Park. Das muss man den US-Amerikanern lassen – Sie haben einen Sinn ihre Nationalparks zu vermarkten. In jedem der Parks gibt es eine Visitor Center mit guten Infos und einem Souvenirshop mit auf den Park abgestimmten Souvenirs. Davon kann sich Kanada noch eine Scheibe abschneiden.
Wir folgen der Straße des Visitor Center weiter und fahren somit den Berg empor zum Hurricane Ridge Visitor Center. Auch hier findet sich nochmal ein kleiner Souvenirshop und eine herrliche Aussicht auf die Berge und die Juan-de-Fuca-Straße, wie der Meeresarm des Pazifik genannt wird, der sich zwischen der Olympic Halbinsel und Vancouver Island erstreckt. Auf der Rückfahrt nach Port Angeles entdecken wir zudem einige Schwarzwedelhirsche neben der Straße.
Wir steuern unseren Campingplatz an. Der Fairholme Campground am Lake Crescent ist heute unsere Wahl – und es ist eine gute. Nicht nur, dass der See herrlich in der Sonne glitzert. Wir schlagen unser Zelt mitten im moosbewachsenen Wald auf. Schon hier ist der Regenwald deutlich sichtbar und verleiht dem Ort eine ganz besondere Magie.
Sonnenschein im Regenwald
Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zum Hoh Rainforest, etwa eineinhalb Stunden vom Campground entfernt. Wir durchqueren den kleinen unscheinbaren Ort Forks. Uns interessieren heute aber weder glitzernde Vampire noch Werwölfe und so durchqueren wir den Schauplatz der Twilight-Tetralogie ohne Zwischenstopp. Wir biegen links auf die Upper Hoh Road und nähern uns unserem Ziel.
Wir halten kurz an den Überresten eines der größten Sitka-Fichten, die bei einem Sturm am 09.Dezember 2014 zerbrach. Doch auch die Überreste des riesigen Baumes sind imposant, wie muss es wohl gewesen sein, den kompletten Baum zu sehen. Aber es wachsen weitere dieser Fichten hier, die auch stattliche Höhen und Durchmesser erreichen. Wir jedenfalls erreichen kurz danach das Hoh Rain Forest Visitor Center. Und die Sonne scheint!
Als Regenwald wird ein Wald dann bezeichnet, wenn das langjährige Mittel mehr als 2000 mm Niederschlag im Jahr beträgt, die Bezeichnung ist also vollkommen temperaturunabhängig. Im Hoh Rain Forest beträgt der Niederschlag in etwa 3.600 bis 4.200 mm pro Jahr – in Deutschland sind es jährlich dagegen gerade einmal 730 mm. Und wir stehen nun also bei herrlichem Sonnenschein im Regenwald.
Es gibt zwei kleinere Rundewege und wir erkunden zunächst den Spruce Nature Trail. Es geht vorbei an moosbewachsenen Bäumen und die Natur zeigt das gesamte grüne Farbspektrum. Jeder Ast hängt voll grünem Moos! Wir hätten nicht gedacht, dass es solche Vielfalt an Grüntönen gibt. Vorbei an großen Hemlock-Tannen und Sitka-Fichten geht es den Weg entlang.
Zurück am Visitor Center entschließen wir uns den zweiten kurzen Weg zu Hall of Mosses nicht alleine, sondern mittels eine geführten Wanderung zu erkunden. Wir müssen nicht lange warten, bis wir mit einigen anderen Touristen von einem weiblichen Park Ranger abgeholt werden. Auch dies haben die us-amerikanischen Nationalparks den kanadischen voraus: Diese Art von kostenlosen Führungen werden oft angeboten und sind informativ und lehrreich!
So lernen wir, dass die Sitka-Fichte oftmals in Reih und Glied stehen, weil ihre Samen nur auf alten umgefallenen Sitka-Fichtenstämmen wachsen. Es ist also nötig, dass alte Bäume dem Wind zum Opfer fallen, um Platz für die nächste Generation zu machen. The Circle of Life!
Die Hall of Mosses stellt die bisherigen Bäume nochmal in den Schatten. Große grüne Teppiche aus Moos hängen hier an den Ästen hoch über uns und bilden dort ein einzigartiges kleines Ökosystem. Schön ist es hier!
Bevor es für uns wieder zum Campground geht, wollen wir uns auch den dritten Part des Olympic Nationalparks nicht entgehen lassen: Die Küste. Und so biegen wir kurz nach Forks links ab zum Rialto Beach! Die Weiten des Pazifik liegen vor uns. Ergänzt wird das Panorama durch die kleinen felsigen Inseln, auf denen wenige Bäume wachsen. Wir setzen uns auf die großen angespülten Baumstämme am Strand und beobachten einen Seehund im Wasser. Dann heißt es Schuhe aus und – zumindest mit den Füßen – rein ins Wasser. Der Pazifik Nordamerikas ist kalt und mehr als die Füße wollen wir dann nun doch nicht ins Wasser stecken.
Am nächsten Tag heißt es Abschied nehmen. Nicht nur von der Olympic Halbinsel, sondern gleich von den Vereinigten Staaten von Amerika. Wir wollen zurück nach Vancouver – und das ist doch ein ganz schönes Stückchen. Knapp 300 Meilen liegen vor uns und den Tag verbringen wir somit überwiegend im Auto. Auch hier verzichten wir auf eine Fährüberfahrt, die uns die Entfernung deutlich verkürzt hätte. Dafür schauen wir uns kurz ein Indianercasino an und verzocken zwei Dollar am einarmigen Banditen. Die Fahrt verläuft danach unspektakulär und wir nähern uns der Grenze zu Kanada.
Kurz vorher machen wir aber noch einen Stopp bei Panda Express – eine auf asiatisches Essen spezialisierte Fast Food Kette. Wir bereuen es nicht und können das Orange Flavored Chicken nur jedem weiter empfehlen. Dann geht es zur Grenze und was soll man sagen – die Ausreise aus den USA und die Einreise nach Kanada sind so unspektakulär wie eine Reise in die Schweiz. Pässe zeigen, Stempel rein – Welcome in Canada!
Unser Fazit: Es hat sich gelohnt! Die wenigen Tagen im Bundesstaat Washington waren kurzweilig und voller Highlights. Seattle ist eine tolle Stadt und der Olympic Halbinsel hat auch einiges zu bieten – mehr jedenfalls als wir in den paar Tagen sehen konnten. Die Entfernungen sind nicht zu unterschätzen, aber sowohl für eine längere Reise, als auch für einen kleinen Abstecher würden wir wiederkommen!