Schweiz, Liechtenstein und Italien – einmal über die Alpen

Schweiz, Liechtenstein und Italien – einmal über die Alpen

„Sie brauchen für einen Urlaub in der Schweiz weder einen Sprachkurs noch ein Wörterbuch. Vertrautheit mit dem Wechselkurs und dem Scheckbuch genügt. Übrigens gibt es in unserem Land ein Einmaleins für den Umgang mit Touristen. Letzteres beginnt mit der Gleichung: Ein mal eins macht drei fünfzig.“

Raymond Broger

2019 hatten wir unsere große Urlaubstour erst für Anfang November geplant. Und so lange halten wir es nicht aus, ohne ein wenig mehr von der Welt zu sehen. Also entschieden wir uns für einen Kurztrip im Sommer. Andrea wollte Jonas schon lange ein wenig ihrer alten Heimat in der Schweiz zeigen und Jonas hingegen wusste um unsere geteilte Begeisterung für Gletscher. Und da er während eines Seminars im Studium bereits eine Tour zu einem Gletscher in der Schweiz gemacht hat, wollte er diese Erinnerung gerne teilen.

Unsere Route

Wir entschließen uns dazu,  mit dem Auto selbst über die Grenzen zu fahren und zu unseren Wurzeln zurückzukehren und wie in unserem ersten Urlaub in Schweden zu campen. Und wie es oft so ist, kommt kurz vorm Urlaub das Eine zum Anderen. Das Auto – übrigens praktischerweise ein Automatikwagen –  überlegt sich spontan, keine Lust auf so eine weite Strecke zu haben und verliert sämtliche Kühlflüssigkeit. Die Reparatur dauert mindestens vier Tage und wir müssen auf unseren kleinen Nissan Micra mit etwa 50 PS ausweichen. Schön, denn wir haben ja nur geplant, über die Schweizer Alpen und Bergpässe zu fahren.

Idylle der Schweizer Alpen

Wir starten also mit einem voll beladenen Kleinwagen ins Abenteuer. Unser erster Stopp ist in der Region um Bäretswil; einem kleinen Örtchen in der Nähe von Zürich, in dem Andrea 2011 für eineinhalb Jahre gelebt hat. Die ersten drei Tage können wir bei Bekannten in Wald übernachten; einem kleinen Ort in der Nähe von Rapperswil. Und werden herrlich schweizerisch bekocht. Wir wohnen ganz urig auf einem Bauernhof in einem alten Häuschen, das uns gefühlt ein Jahrhundert zurückwirft. Morgens werden wir außerdem von den lauten Glocken der Kühe geweckt, die idyllisch vor dem Haus grasen. Neben vielen tollen Gesprächen, leckerem Essen (Käsefondue mit Brot und Ananas!) machen wir noch einen Ausflug nach Rapperswil und fangen uns bei dem Tagesausflug prompt einen Sonnenbrand ein.

Vaduz – Hauptort Liechtensteins

Am vierten Tag verabschieden wir uns und machen uns auf den Weg nach Liechtenstein und machen einen Spaziergang durch Vaduz. Eine witzige Aktion: In Vaduz kann man sich einen Stempel im Reisepass erkaufen. Natürlich sagen wir dazu nicht nein! Im Anschluss geht es weiter über den 2284m hohen Julierpass mit Ziel Pontresina. Beim erklimmen des Passes machen wir uns ein wenig Sorgen, ob mein kleiner Micra genug Power hat, aber die Sorge ist unbegründet. Zuverlässig wie eh und je bringt er uns zum Campingplatz, wo wir unser Zelt  – welches wir übrigens damals aus Kanada mitgenommen haben – aufschlagen.

Blick auf den Morteratschgletscher

Am Tag darauf machen wir eine Wanderung zum Morteratschgletscher. Vorher decken wir uns noch ganz klassisch mit Käse und Wurst in einem kleinen Hofladen ein und genießen nach dem anstrengenden Weg die kräftespendenden Kalorien. Am Nachmittag fahren wir zum Muottas Muragl und genießen den Ausblick.

Blick auf den Comer See

Am nächsten Tag verabschieden wir uns von der Schweiz und machen uns auf den Weg nach Italien. Unser Weg führt über den Maloja Pass mit seinen vielen Kurven und auch hier hält der kleine Nissan Micra tapfer durch. Wir machen einen Abstecher am Wasserfall Cascate dell’Acquafraggia in Borgonuovo und fahren dann weiter nach Domaso. Auf dem Campingplatz Agricamping Colle Vento schlagen wir unser Zelt auf und genießen den herrlichen Blick über den Comer See.

Villa Monastero in Varenna

Am siebten Tag fahren wir nach Menaggio und dann mit dem Bötchen nach Bellagio und Varenna. Beide Städte bestechen durch die engen Gassen und haben dadurch einen ganz besonderen Charme. Gegen Nachmittag wird es dort allerdings sehr sehr touristisch und wir sind froh, früh genug losgefahren zu sein. Denn die engen Gassen werden schnell übertrieben voll und der Zauber verfliegt. In Varenna besuchen wir die Villa Monastero und den dazugehörigen botanischen Garten und genießen abermals einen tollen Ausblick.

Castelgrande in Bellinzona

Am achten Tag müssen wir uns auch wieder von Italien verabschieden. Wir machen uns auf den Rückweg, lassen uns aber einen kurzen Abstecher nach Bellinzona nicht nehmen und besuchen dort das Castelgrande. Über den Gotthard-Tunnel geht es zurück nach Hause.

Unser Fazit: Gerade für einen Kurztrip ist die Schweiz, aber auch Liechtenstein und der Comer See in Italien toll. Allerdings ist die Schweiz nichts für den kleinen Geldbeutel. Wir haben sehr davon profitiert, alte Bekannte vor Ort zu haben, die uns ganz liebevoll bekocht und beherbergt haben. Beim Einkaufen oder beim Essen gehen haben wir aber schon ganz schön mit den Ohren geschlackert. Bei umgerechnet 80 Euro für zwei Burger mit Pommes und einem Getränk genießt man jeden kleinen Bissen und jeden Schluck. Liechtenstein ist hübsch und gerade wenn man eh durch die Gegend in Richtung Italien unterwegs ist, sollte man einen kleinen Abstecher dorthin wagen. Der Comersee ist wirklich toll, allerdings auch sehr touristisch. Mit unserem etwas abgelegenen Campingplatz inmitten von Weinbergen hatten wir allerdings super viel Glück und konnten so dem Trubel aus dem Weg gehen.

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