Auf in die Rocky Mountains – Revelstoke bis Banff
Heute geht es in die Rocky Mountains! Endlich Kanada wie aus dem Bilderbuch, so hoffen wir. Und so geht es erneut früh morgens raus aus dem Zelt und ab auf die Straße. Wir folgen weiterhin Highway No. 1 und nur wenig später kommen wir an unseren ersten Tagespunkt vorbei: Dem Skunk Cabbage Boardwalk Trail. Das geht allerdings so schnell, dass wir die Abzweigung auf den Parkplatz verpassen und zunächst den Giant Cedar Boardwalk Trail laufen. Der Trail ist nicht sehr groß, dafür sind es die dortigen Zedern umso mehr.
Der schön angelegte Bretterweg führt uns durch den Wald an den Bäumen vorbei und ist leider viel zu kurz. Er setzt aber den Grundstein dafür, dass wir seither stets darauf achten, ob es in unserem Urlaub nicht irgendwo einen netten Boardwalk zu laufen gibt. Und tatsächlich gibt es so etwas ziemlich oft!
Wir fahren also bereits gut gelaunt zurück zum Skunk Cabbage Boardwalk Trail. Dieser ist deutlich länger und führt über zum Teil sumpfige Stellen direkt am Illecillewaet River vorbei. Hier braucht man wirklich den Boardwalk um an dieser Stelle zu wandern!
Überall wächst der namensgebende Skunk Cabbage und wir sind uns bis heute noch nicht einig, ob es gut oder doch schade ist, dass dieser nicht in Blüte steht. Er hat seinen Namen „Stinktierkohl“ wohl nicht von ungefähr und soll bestialisch stinken, blüht aber schon recht früh im Jahr von Februar bis April.
Wie auch der Giant Cedar Boardwalk ist der Skunk Cabbage Boardwalk ein Rundweg und wir können nur empfehlen die kurzen Wege mitzunehmen. Schön sind sie auf jeden Fall. Wir genießen den Weg und sehen sogar beide einen Kolibri, dessen Existenz in Nordamerika wenige Tage zuvor noch von einem von uns vehement verleugnet wurde. Leider ist der kleine Kerl zu schnell, um ein Foto zu schießen.
Wir folgen weiter Highway No. 1 und haben nun die spitzen, schneebedeckten Gipfel des Glacier Nationalpark vor uns. Für eine Wanderung haben wir hier leider keine Zeit, aber wir halten bei bestem Wetter bei der Rogers Pass National Historic Site. Hier kaufen wir zunächst unseren Discovery Pass, der uns für ein Jahr freien Eintritt in alle Nationalparks und Historic Sites verschafft. Und dies vorweg: Es hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Das Visitor Center ist schön angelegt und bietet einige gute Informationen. So lernen wir, dass die große Kanone vor der Tür tatsächlich eingesetzt wird bzw. wurde um Lawinen kontrolliert auszulösen. Im Sommer machen wir uns aber keine großen Sorgen um Lawinen. Dafür setzen wir uns und schauen den kurzen Informationsfilm, was bei Bärenkontakt zu tun ist.
Einen Bären auf einer Wanderung zu sehen, ist wirklich selten. Oft sucht der Bär das Weite, wenn er uns hört. Aber so ganz beruhigt uns der Film nicht, soll er wohlmöglich auch nicht. Es gibt zwei Arten von Bärenangriffen. Entweder der Bär sieht dich als Bedrohung und hört auf, wenn du ihn vertreiben kannst oder er dich nicht mehr als Gefahr sieht, weil du zum Beispiel auf dem Boden liegst. Oder der Bär sieht dich als sein Futter an, dann wird er nicht von dir ablassen, wenn du am Boden liegst. Netterweise kann der Bär sich auch entscheiden, dass du am Boden nun keine Bedrohung mehr bist, aber doch auch eine passable Mahlzeit abgibst. Dann gibt uns der Film folgende Empfehlung: „Fight for your life!“ Ok, klar!
Schnell versöhnen wir uns aber wieder mit dem Gedanken an die kanadische Tierwelt, als wir auf dem Parkplatz einen Bau eines Ground Squirrels entdecken. Was ein putziges, kleines Pelztierchen!
Unser nächster Stopp sind die Wapta Falls im Yoho National Park. Nicht weit vom Highway entfernt liegt der Parkplatz von dem ein nahezu schnurgerader Weg bis zu den Wapta Falls führt. Aufgepasst: Die Abzweigung ist nur in Fahrtrichtung Osten ausgeschildert.
Wir wandern den Weg entlang , hoffen keinen Bären zu entdecken und erreichen die Wapta Falls. Hier stürzt der Kicking Horse River 30 Meter in die Tiefe. Beeindruckend! Der Fluss hat seinen Namen übrigens von seinem europäischen Entdecker, der bei der Expedition von seinem Pferd getreten wurde. Nicht sonderlich kreativ. Auch unser Campingplatz an diesem Tag trägt den Namen Kicking Horse. Dieser ist recht groß, einfach ausgestattet, aber doch zu empfehlen!
Von Nationalpark zu Nationalpark
Am nächsten Morgen geht es wieder früh los. Uns fällt es nicht schwer, wir haben uns irgendwie daran gewöhnt. Umso schöner ist es morgens die Naturwunder bei bestem Licht für sich alleine zu haben.
Wir fahren zur Natural Bridge. Hier hat sich der Fluss über Jahrtausende durch stetige Erosion eine Brücke geschaffen, indem er den sich ihm in den Weg stellenden Stein unterhöhlt hat, sodass der Fluss theoretisch trockenen Fußes überqueren könnte. Die Kräfte des Wasser sind hier deutlich an der starken Strömung zu sehen!
Wir fahren die Straße weiter bis zum Emerald Lake. Auch hier sind wir allein. Und während die Namensgebung des Kicking Horse River recht nichtssagend ist, trifft diese beim Emerald Lake voll ins Schwarze oder besser ins smaradgrüne. Der See liegt ruhig und smaragdfarben vor uns. Was für ein Anblick am frühen Morgen! Wir laufen ein wenig am linken Seeufer entlang und genießen die Aussicht.
Der Emerald Lake sollte aber nicht der einzige See des heutigen Tages werden. Wir fahren weiter nach Lake Louise im Banff Nationalpark, vor allem auch als Ski Resort bekannt. Zuvor überqueren wir die Grenze nach Alberta und verlieren dank der Zeitumstellung eine ganze Stunde! Den Ort Lake Louise lassen wir aber links liegen. Wir besuchen das Visitor Center und die nah gelegene Bäckerei Laggan’s und versorgen uns mit leckeren Cookies, bevor es zum See Lake Louise geht.
Dieser ist wahrlich kein Geheimtipp. Busseweise Touristen aus allen Ecken der Welt werden hierhin gebracht, um den See zu entdecken. Dabei ist dieser vom Ufer aus nicht sonderlich schöner als der Emerald Lake. Beeindruckend wird der Lake Louise erst, wenn man ein wenig Zeit und Muße mitbringt und den Wanderweg zum Fairview Lookout auf sich nimmt. Und das ist schon fast Pflichtprogramm!
Der Weg beginnt am linken Seeufer und ist gut beschildert. Der Weg führt durch den Wald immer höher. Wir kommen an kleinen Schneehaufen vorbei und fragen uns, ob sich dieser Weg wirklich lohnt, denn auf dem Weg ist vom See nicht mehr viel zu sehen. Am Ziel angekommen ist dieser aber umso beeindruckender. Wir schauen auf den spiegelglatten, türkisen See an dessen Ende das 5-Sterne-Hotel Fairmont Chateau thront. Herrlich und jeden Meter Wanderweg wert!
Nicht weit vom Lake Louise liegt der nur etwas weniger besuchte Mouraine Lake, der ebenfalls ein Bilderbuchbergseepanorama bietet. Jahre später sehen wir in einem Schweizer Reisebüroschaufenster Werbung für eine Kanada-Reise und sehen sofort: Das Panorama kennen wir doch! Es war der Mouraine Lake, der sich für uns an diesem Tag bilderbuchhaft an die Berge schmiegt. Der See liegt nochmals etwas höher als der Lake Louise, sodass hier sogar noch einzelne Eisplatten im See treiben.
Auf dem Rückweg vom Aussichtspunkt huscht ein kleines Nagetier über den Weg. Ein Streifenhörnchen!? Nein, genauer gesagt ein Goldmantelziesel, aber das wissen wir zu dem Zeitpunkt nicht! Süß ist es trotzdem.
In der Hoffnung auf noch mehr Tiersichtungen fahren wir zu unserem Tagesziel Banff nicht auf dem Highway 1, sondern auf Highway 1a – dieser verläuft von Lake Lousie nach Banff parallel zum Highway 1 und gilt als besonders guter Ort, um die Tierwelt des Nationalparks zu erkunden. Es gibt weniger Verkehr und die Geschwindigkeitsbegrenzung ist geringer. Nun, vergleichbar mit unseren späteren Safarierfahrungen in Südafrika ist es nicht.
Wir sehen kein Tier, außer einem Fischadler und einem Wapiti, dass sich in weiter Ferne entlang der Bahngleise das Gras schmecken lässt. Erst gestern Abend hatten wir von unseren deutschen Campingplatznachbarn gehört, dass diese auf der Route neun Schwarzbären gesichtet hätten. Ja, klar, neun Bären! Wir nehmen uns dennoch vor den Weg noch ein weiteres Mal zu fahren.
Zufrieden blicken wir auf die ersten zwei Tage in den Rocky Mountains zurück und schlagen unser Zelt heute auf dem Tunnel Mountain Village I Campground in Banff auf!