Whistler – Mehr als nur Wintersport
Wir sind zufrieden mit der spontanen Wahl unseres Campingplatz im Nairns Fall Provincial Park. Bevor wir nach Whistler aufbrechen steht aber noch ein Besuch bei den namensgebenden Nairns Falls an. Leider macht der Mückenstich Andreas Fuß noch zu schaffen und so macht Jonas sich alleine auf den 1,5 km langen Weg zum Wasserfall.
Der Weg verläuft idyllisch durch den Wald und auch ein feuerroter Specht lässt sich in der Nähe erblicken. Allerdings scheint es, dass sich das Gefühl für Entfernungen merklich ändert. Die angeschlagenen 1,5 Kilometer in Kanada kommen Jonas sehr viel länger vor als vergleichbare Strecken zu Hause. Und das ist heute nicht zum ersten Mal so. Irgendetwas scheint da bei der Übertragung der metrischen Maße nach Nordamerika schief gegangen zu sein.
Nach einer sehr sehr langen Wanderung ist der Wasserfall in Hör- und Sichtweite. Der Weg endet auf einem Plateau aus riesiegen Steinblöcken, über welche man zum Fluss gelangt. Allerdings versteckt der Nairns Fall sich gewissermaßen auch hinter den großen Felsen. Der Wasserfall ist nicht besonders hoch oder breit und im Grunde daher gar nicht so spektakulär. Andrea hat also zum Glück nichts Herausragendes verpasst.
So geht es dann wieder zusammen auf dem Sea–to–Sky Highway nach Whistler. Und wir sind froh am gestrigen Tag ein paar mehr Kilometer zurückgelegt zu haben, um mehr Zeit in Whistler zu haben. Es lohnt sich!
Der Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2010 ist auch sonst ein beliebter Wintersportort, was dazu führt, dass die Stadt über ausreichend große Parkplätze verfügt, die direkt an die Innenstadt grenzen. Ja, es ist eine Touristenstadt, hat aber wesentlich mehr Flair als Banff.
Auch die olympischen Spiele sind noch spürbar. Wir beginnen unsere Tour durch die Stadt an der Olympic Plaza, wo 2010 die Medaillen vergeben wurden. Ein schöner Platz, an dem wir uns später mit einem Stückchen Kuchen niederlassen und ein verdientes Päuschen einlegen. Wir schlendern durch Whistler. Ein moderner Ort, wie aus dem Bilderbuch. Vielleicht nicht so klischeehaft, wie ein schweizer Bergdorf, aber im Grunde nicht weit weg. Wir gelangen zu den Skiliften und hier ist einiges los. Hunderte Mountainbiker stürzen sich hier auf die Piste und sorgen für ein großes Gewusel.
Uns ist eher nach etwas Ruhe und wir fahren raus in Richtung Olympic Park, um wenigstens hier die Skisprungschanze zu erkunden. Der Weg dorthin gilt übrigens als Bären-Sichtungs-HotSpot. Kurz vor dem Ziel wird uns aber der Weg versperrt. Der Olympic Park ist auf Grund einer privaten Firmenveranstaltung eines schwäbischen Sportwagenherstellers gesperrt. Das kommt uns sehr bekannt vor und es soll einfach nicht sein, dass wir eine Skisprungschanze erklimmen.
Einen Bären sehen wir auch nicht, aber der Weg war nicht gänzlich umsonst. Wir können einen weiteren Wasserfall als gesehen abhaken: Die Alexander Falls. Diese lassen sich ohne große Mühe in der Nähe zur Zufahrt zum Olympic Park quasi vom Parkplatz besichtigen.
Dann wird es langsam Zeit und wir steuern den nahen Whistler RV Park and Campground an. Dieser ist privat betrieben und bietet auch eine Menge Freizeitmöglichkeiten wie Reiten oder Paintball. Der Platz ist für Zelter jedoch nicht ganz optimal. Es liegt viel Schotter herum. Doch wir finden einen guten Platz und haben später eine angenehme Nacht. Aber wir haben mit dem Tag noch gar nicht abgeschlossen.
Nicht weit von der Zufahrt zum Campingplatz liegt der Brandywine Falls Provincial Park. Auf dem Parkplatz gibt es tolle Informationen zum Glauben der hier angesiedelten First Nations. Nach ein paar Meter Fußweg stehen wir dann vor den Brandywine Falls. Namensgebend soll eine angebliche Wette zweier Landvermesser über die Höhe des Wasserfalls gewesen sein. Der Wetteinsatz: Eine Flasche Brandy. Und so einfach ist die Höhe gar nicht abzuschätzen und die tatsächlichen 70 Meter hätten wir wohl etwas unterschätzt. Die Brandywine Falls sind auf jeden Fall einen Anblick wert und sollten unbedingt besucht werden. Er erinnert etwas an die Helmcken Falls. Zwar ist er kleiner, kann aber von größerer Nähe betrachtet werden. Nur wenige Meter weiter bietet ein Aussichtspunkt zudem einen schönen Blick über den Daisy Lake.
Am nächsten Morgen heißt es auch schon wieder Abschied nehmen von Whistler und auch Kanada werden wir heute verlassen. Das Ziel sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Wir machen uns also wieder früh auf den Weg auf den Sea–to–Sky Highway. Einen ersten Stopp legen wir in Squamish ein. Bereits vom Highway aus ist der beeindruckend massive Granitmonolith, der Stawamus Chief zu sehen. Ein massiver Steinblock von 700 Meter Höhe, der über dem Howe Sound und somit den Ausläufern des Pazifik, thront.
Das Wetter ist etwas trüb, aber als wir an den nahen Shannon Falls angekommen sind, schaut auch mal die Sonne hervor. Nicht nur der Wasserfall, unser letzter in Kanada, ist sehenswert, sondern auch die moosbewachsenen Bäume mit ihren breiten Stämmen. Im Wasser lebt zudem ein Frosch, der die Faszination der Evolution verdeutlicht. Das Wasser ist hier durch die Strömung so laut, dass der Frosch seinen Gehörsinn verloren hat und dementsprechend auch keine Laute von sich gibt. Es ist schlicht nutzlos, da ihn kein Artgenosse hören würde!
Am Furry Creek zeigt sich das Wetter und der Pazifik dann von seiner schönen Seite und während wir am Wasser entlang laufen, glitzert die Sonne im türkisfarbenen Wasser. Wir fahren weiter nach Vancouver und erreichen am Nachmittag den Grenzübergang am Peace Arch!