Singapur – Zwischen Kolonie und Moderne
Das Nahverkehrssystem in Singapur ist eigentlich unschlagbar: Eng, zuverlässig und schnell. Aber es hat auch Nachteile. Dies merken wir an diesem Morgen, an dem wir uns in Richtung Marina Bay und Altstadt – ja, das gibt es hier – aufmachen wollen. Wir hatten uns vorher schon geeinigt den Singapore Tourist Pass zu nutzen. Da es diesen für einen, zwei oder drei Tage gibt, wir aber vier Tage in der Stadt sind, hatten wir zunächst den Single Day Pass gekauft. Der Haken an der Sache: Den Pass kann man nicht überall kaufen! Zwar hat jede MRT Station ein Passenger Office, aber nur ausgewählte Stationen haben zudem ein Ticket Office. Little India, unsere Home Station, hat keines und da auch noch Feiertag (Divali) war, waren die Öffnungszeiten an anderen Stationen ebenfalls eingeschränkt.
So kaufen wir uns Einzeltickets, fahren nach Chinatown, kaufen unseren Drei-Tage-Pass, machen uns schon einen Plan wie wir in drei Tagen unsere 10 S$ Pfand erstattet bekommen und schon können wir unser eigentliche Ziel „Raffles Place“ ins Auge nehmen. Und das alles vor dem Frühstück!
An unserer Ziel-Station irren wir durch endlos lange unterirdische Gänge. Es ist angenehm temperiert, sauber und gepflegt. Der Orientierung nützt das alles nichts. Wir brauchen erst einmal Tageslicht um festzustellen, dass wir nicht ganz dort sind, wo wir hin wollten. Einen kleinen etwa 500m Umweg bei feucht-heißen südostasiatischen Temperaturen später erreichen wir unser Ziel: The Providore – ein schickes, modernes Café. Und gegenüber direkt die MRT-Station, wie praktisch….
Vom River zur Marina Bay
Gestärkt mit klassischem English Breakfast und Pankcakes geht es von hier in wenigen Minuten zum Boat Quay am Singapore River. Hier liegt das Herz der Stadt, in dem alles begann. Umgeben ist der Fluss heute von Wolkenkratzern, zweistöckigen Kolonialhäusern mit zahlreichen Restaurants und repräsentativen Verwaltungsgebäuden aus britischer Kolonialzeit. Die Restaurants sind der Tageszeit entsprechend leer, jedoch ist es nicht schwer sich vorzustellen, dass hier abends einiges los ist. Vor viele Restaurants stehen Wasserbecken mit verschiedensten Meerestieren, die leider nur darauf warten gebraten zu werden.
Wir schlendern am Flussufer entlang und lassen uns ein wenig treiben. Der Singapore River lässt sich auch gut mit dem Boot erkunden. Zahlreiche traditionell bemalte Boote passieren den Fluss und bieten eine gute Aussicht auf die Sehenswürdigkeiten entlang des Wassers. Wir machen uns aber auf den Weg zum Merlion.
Auf dem Weg dorthin entdecken wir einen Laden von SF Singapore unter einer Brücke. Die Location ist nicht schön, aber die dort angebotenen frischen Fruitshakes haben es uns angetan. Der Durst ist in Singapur ein stetiger Begleiter, wenn man sich nicht in irgendwelchen Innenräumen aufhält und so kommt ein frischer Fruchtshake genau richtig. Die Auswahl und das Preis-Leistungsverhältnis stimmt und das Obst wird vor Ort nach der Bestellung gepresst und geshaket. Klare Empfehlung und so geht’s auch zwei Tage später erneut hierher!
Wenige Meter weiter befindet sich der Merlion. Die Figur wurde bereits 1964 entworfen und zeigt die Verbundenheit der Stadt, repräsentiert durch den Löwenkopf, mit dem Meer, repräsentiert durch den Fischkörper. Die Merlion-Statue wird von den Touristen gut angenommen. Es wimmelt von Leuten, die sich die Statue nicht entgehen lassen wollen. Ein klassisches Must-See in Singapur. Von hier hat man auch einen schönen Blick auf das berühmte Marina Bay Sands Hotel.
Der Blick von Oben
Für uns geht es weiter zum Singapore Flyer. Nachdem wir in London und Kapstadt schon mit dem Riesenrad die Aussicht genießen konnten, genießen wir nun auch in Singapur einen tollen Blick. Hier sieht man die zahlreichen Hochhäuser der Stadt, auch in den Außenbezirken, auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Meerenge der Straße von Singapur mit hunderten Containerschiffen und Blick ins benachbarte Indonesien.
Gerade die Schiffe zeigen die Bedeutung der Stadt als Handelspunkt und erklärt den Reichtum der Stadt, den man sonst zwar sieht, aber nicht so recht erklären kann. Auch die unmittelbaren Sehenswürdigkeiten sind von oben auch nochmal einen Blick wert: Das Marina Bay Sands Hotel, die Merlion-Statue, die Skyline, der Singapore River, Gardens by the Bay, etc. Eine Umdrehung des 165m hohen Riesenrads dauert etwa 30 Minuten, ist hervorragend organisiert und gefällt uns sehr gut. Auch die Wartezeit war bei uns nicht der Rede wert.
Für uns nicht ganz so interessant und auch eher nicht schön anzusehen, ist der am Singapore Flyer verlaufene Marina Bay Street Circuit – die Rennstrecke in Singapur, die auch von der Formel 1 genutzt wird. Hier könnte man die tolle Lage am Wasser doch eigentlich besser nutzen.
Unser Weg führt uns weiter über die Helix Bridge zum Marina Bay Sands Shopping Center. Eigentlich für uns nur als Durchgangsstation zu den Gardens by the Bay gedacht zieht uns das riesige Zentrum doch irgendwie in den Bann. Allein hier kann man einen ganzen Tag verbringen. Wir interessieren uns vor allem für den großen Food-Court mit vielen verschiedenen Speisen. Wir stärken uns mit leckerem Lime Juice und irgendwas Frittiertem.
Auf in den Garten
Hier sind die Gardens by the Bay bereits ausgeschildert und dem Weg folgend landen wir erstmal auf dem Dach des Einkaufszentrums und auf einem Steg, der uns in einiger Höhe durch die Eingangshalle und Lobby des Marina Bay Sands Hotel führt. Beeindruckend ist das schon, jedoch würde es uns stören, viel Geld für das Hotel auszugeben und dann kann eigentlich jeder auch deine Hotelzimmertür sehen. Wir haben aber auch keine Augen für das Hotel, sondern freuen uns schon auf unser Ziel und betreten über die Dragonfly Bridge auch endlich das heimliche Highlight des Tages: Gardens by the Bay.
Während die Parkanlage und auch die Super Trees grundsätzlich kostenlos zu besichtigen sind, braucht man für die Highlights, die Indoor-Gewächshäuser, ein Ticket. Und das zu nutzen ist auch nur zu empfehlen. Die Parkanlage ist schön angelegt, aber doch letztlich nicht spektakulär und kein Vergleich zu unserem botanischem Highlight: Dem Kirstenbosch National Botanical Garden in Kapstadt. Die Gewächshäuser sind daher ein Muss. Wir besuchen die Floral Fantasy, den Flower Dome und den Cloud Forest.
Inklusive ist eine kleine Fahrt zur Floral Fantasy hin und wieder zurück zu den anderen Gewächshäusern. Der Weg ist zwar nicht weit, aber die Temperaturen weiterhin feucht-heiß und wir haben an dem Tag auch schon einige Meter hinter uns. Während wir Europäer eigentlich gewohnt sind in einem Gewächshaus von tropisch, warmer Luft umgeben zu sein ist das in Singapur selbstverständlich nicht der Fall. Etwas ungewohnt, aber doch recht angenehm ist es daher von draußen ins kühle Gewächshaus zu kommen. Mit der Zeit ist es dann doch schon eher zu kalt. Man kann es einem ja auch nie recht machen…
Die recht kleine Floral Fantasy besticht mit angenehmer Hintergrundmusik und verschiedensten Blütenpflanzen. Die Atmosphäre sorgt für Entschleunigung und lädt zum Verweilen ein. Das abschließende 4D-Kino ist auch nett und zeigt einen schönen Überblick über die gesamte Gartenanlage.
Der Flower Dome, mit eher kühl-trockenem Klima beeindruckt durch seine schiere Größe, in der ganze Bäume zum Himmel wachsen. Es wundert nicht, dass es das größtes Glasgewächshaus der Welt ist. Eine große Abteilung von Kakteen und Sukkulenten gefällt uns am Besten, während die meisten Besucher sich um die blühenden Rhododendren tummeln. Aufmerksame Besucher entdecken eine Vielzahl an hölzernen Tierskulpturen.
Der Cloud Forest besticht durch seine Architektur des in die Höhe ragenden bewachsenen und begehbaren Felsens. Dies ist den feuchten, aber kühlen Tropen in Höhenlagen von 1.000 bis 3.000 Metern nachempfunden. Mit dem Aufzug geht es nach oben und über Aussichtsplattformen und Rolltreppen wieder nach unten. Auch der Hinweis zu Umweltschutzthemen bekommt seinen Platz. In den Gewächshäusern kann man Stunden verbringen, vor allem wenn man etwas zum Überziehen hat…
Nach den vielen tollen Eindrücken brauchen wir aber erst mal etwas zu Essen. Auch hier wird man in der großen Parkanlage fündig. Satay by the Bay ist ein großer überdachter Food-Court mit viel Auswahl. Auf dem Weg dorthin kommen war an Schildern vorbei, die auf mögliche Otter hinweisen. Sie lassen sich aber leider nicht blicken. Umso mehr Zeit haben wir, um uns der großen Auswahl an verschiedenen Food-Ständen zu widmen. Wie üblich in Singapur werden Getränke und Essen an unterschiedlichen Ständen verkauft. Unsere Wahl fällt auf verschiedene frisch gegrillte Satay-Spieße. Lecker und recht günstig!
Anschließend wartet noch das heimliche Highlight auf uns: Die Super Trees, futuristische pflanzenbewachsene Stahlgerüste, die schon auf Grund ihrer Optik zum Wahrzeichen der Stadt geworden sind. Am frühen Abend erreichen wir die Ansammlung dieser Super Trees und sind schon begeistert von dem Anblick. Die Begehung der Konstruktion auf dem OCBC Skyway fällt für uns jedoch aus. Das Wetter ist zwar trocken, aber bewölkt. Um den Äquator sind Gewitter in den Abendstunden nicht unüblich und so ist die Konstruktion wegen des Wetters gesperrt. Auch wenn wir etwas enttäuscht waren, wollten wir nun wirklich nicht bei einem Gewitter auf einer Brücke zwischen zwei Stahltürmen unterwegs sein.
Der Höhepunkt des Abends sollte dann die Lichtershow sein. Täglich um 19:45 und 20:45 verwandeln sich die Super Trees durch Licht und Musik zu einer grandiosen Attraktion, die die zahlreichen Besucher zu Recht sprachlos erscheinen lassen. Perfekt abgestimmte Lichteffekte und Musikuntermalung mit verschiedenen bekannten Film- und Disneysongs sorgen für Gänsehaut. Das ist unserer Meinung nach ein klares Pflichtprogramm für jeden Singapur-Besucher!!!
Wer nicht genug von Lichtershows bekommt, kann zudem gleich noch die Lichtshow am Marina Bay Sands Shopping Center mitnehmen. Sonntag bis Donnerstag um 20 und 21 Uhr. Freitag und Samstag zusätzlich um 22 Uhr findet eine Laserprojektion auf Wasserfontänen statt. Der Weg von den Super Trees zur Marina Bay ist nicht lang, sodass man problemlos, ohne sich zu hetzen, beide Shows mitnehmen kann. Den Vergleich der Shows gewinnt auf jeden Fall die Super Tree Lightshow. Aber macht euch gerne selbst ein Bild!
Nach einem langen Tag voller Highlights geht es für uns dann nur noch zurück ins Hotel. Sowohl der historische Teil des Ursprungs der britischen Kolonie Singapur, aber noch viel mehr der moderne Teil des südostasiatischen Metropole haben uns beeindruckt und in den Bann gezogen.