Singapur – Von Indien bis China
Der Stadtgründer von Singapur, Stamford Raffles, legte 1822 fest, dass die verschiedenen Ethnien eigene Stadtviertel erhalten, um Konflikten vorzubeugen. Fast 200 Jahre später führt dies dazu, dass Besucher in unterschiedliche Welten eintauchen können, die nur wenige MRT-Stationen entfernt sind.
Unsere Eindrücke aus Little India, Kampong Glam, Chinatown und dem Fort Canning Park möchten wir daher nicht aussparen.
Typisches Gewusel in Little India
Unser Hotel lag Mitten in Little India und somit waren wir bereits in den ersten Stunden mitten drin im Trubel. Schon an der MRT Station weht einem der Duft nach Curry in die Nase. An unserem Ankunftstag ist Deepavali, das indische Lichterfest, welches bereits am Vorabend ordentlich gefeiert wird. Jeder der in Singapur indische Wurzeln hat, ist an diesem Tag scheinbar auf den Beinen und in Little India unterwegs. Wir treffen überall auf gut gekleidete Inder, die die Straßen beleben und sind uns einig, dass es in Indien tagtäglich nicht anders ist. Gegen diese Menschenmassen kommt im Übrigen auch die berühmte Sauberkeit des Stadt nicht an, was das Ganze im Grunde doch eher sympathisch macht.
Erst auf den zweiten Blick erkennen wir, dass eine große Menge der Leute mehrere hunderte Meter in einer Schlange stehen, um an diesem hohen Feiertag den Sri Veeramakaliamman Temple zu besuchen. Aus Respekt vor den Gläubigen verzichten wir an dem Tag darauf, dass zwei unbedarfte Europäer den Ablauf bei einem Tempelbesuch mit ihrer Unkenntnis stören und bewundern das Treiben und den Tempel von außen.
Die Hauptstraße des Viertels, die Serangoon Road, ist geschmückt und bietet eine Vielzahl an Geschäften und Restaurants. Wir lassen uns ein wenig mit der Masse treiben. Die Dekoration für das Deepavali, die auch noch vier Wochen nach dem Fest zu bestaunen ist, wird allabendlich beleuchtet, ist ein echter Hingucker und auch nur ein wenig kitschig.
Gerade weil das Viertel keine klassischen Sehenswürdigkeiten hat, gilt es hier die Eindrücke der indischen Lebensart mitzunehmen. Diese findet man vor allem im Tekka Centre. Hier gibt es alles, was man für den täglichen Bedarf braucht. Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Kleidung und vieles mehr. Wir schlendern über den Gemüsemarkt, den Obstmarkt und bestaunen dann den Fisch- und Fleischmarkt.
Das bunte Treiben lässt sich sehr gut von der oberen Ebene des mehrstöckigen Gebäudes beobachten. Während es dort beispielsweise traditionelle indische Kleidung gibt, ist die unterste Ebene den Lebensmitteln vorbehalten. Während wir draußen in der Schwüle Singapurs schwitzen ist es im Tekka Centre etwas angenehmer, aber noch weit von kühl entfernt. Dennoch wird hier frischer Fisch, immerhin auf Eis, und Fleisch an den Mann gebracht.
Das Highlight im Tekka Centre ist aber der Food-Court mit zahlreichen kleinen selbständigen Buden, die allerlei Leckereien zaubern. Nur wenige Touristen mischen sich hier unter die Einheimischen. Wir gönnen uns einen kleinen Snack und essen je einen Chocolate Prata mit Banane. Es erinnert an einen Crêpe und ist ein guter Zwischensnack!
Auch abends essen wir in Little India im Khansama Tandoori Restaurant. Lecker, aber nicht der beste Inder, den wir auf unserer Reise haben werden, den finden wir in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh!
Kampong Glam – das muslimische Viertel
Während die prägende Kultur in Little India, schon am Namen erkennbar ist, bietet der Name Kampong Glam diese Offensichtlichkeit nicht. Es handelt sich um das muslimisch-malaiische Viertel der Stadt.
Schon von weitem strahlt die goldene Kuppel der Masjid Sultan Moschee und bildet somit einen zentralen Anlauf- und Orientierungspunkt. Wie in allen Gebetsstätten üblich ist vor dem Besuch auf angemessene Kleidung zu achten, d.h. knielange Hosen und Schultern bedeckt halten. Für Besucher stehen hier aber lange Überwurfgewänder zur Verfügung, sodass auch interessierte Besucher den Eingangsbereich der Moschee betreten können. Die Schuhe auszuziehen ist natürlich selbstverständlich.
Den Gebetsraum zu betreten ist als Besucher nicht erlaubt, doch schon der Vorraum mit Blick ins Innere der Moschee reicht für einen Eindruck ohne den Ablauf in der Moschee zu stören. Ein paar kleine Infotafeln bringen zudem die Geschichte des Orts und die Regeln des Islam näher. Von der Moschee aus geht es geradeweg in die kleinen Gassen des Viertels. Verschiedene Infotafeln bieten auch außerhalb Gelegenheit die Geschichte des Viertels zu erlesen.
Wir entscheiden uns aber eher dazu, die Gegenwart zu erleben. Cafés und Restaurants auf der einen Seite, interessante Geschäfte und Street-Art auf der anderen machen das Viertel zu einem regelrechten Anziehungspunkt. Auch hier pulsiert das Leben. Zur Erfrischung gönnen wir uns im vollen Kampong Glam Café einen leckeren Lime Juice und lassen die Umgebung auf uns wirken.
Leider war es uns nicht vergönnt die kulinarischen Möglichkeiten vor Ort auszuprobieren. Wir hatten erst vor kurzem unseren Prata verspeist, freuten uns abends auf authentisches indisches Essen und mussten uns auf Grund des Jetlags sowieso noch an abweichende Essenszeiten gewöhnen. Doch schon der Optik nach würden wir empfehlen sich hier ins kulinarische Vergnügen zu stürzen. Bei unserem nächsten Besuch in Singapur werden wir dies auch sicher tun.
Fort Canning Park – Ursprung der Stadt
Für unseren letzten Tag in Singapur stand Chinatown auf dem Programm. Allerdings erst am Nachmittag. Schließlich besteht die gesamte Bevölkerung von Singapur zu ¾ aus Chinesen, was soll dort anders sein? Nun, so viel sei schon gesagt: Es lohnt sich!
Den Tag starten wir aber erst mal mit Frühstück im Norden von Kampong Glam. Allerdings nicht muslimisch-malaiisch, sondern erneut mit super leckerem Englisch Breakfast und Pancakes. Wir können Tolido’s Espresso Nook nur empfehlen!
Nachdem wir uns in einem nah gelegenem Post Office noch Briefmarken besorgen und unsere Postkarten einwerfen – diese kommen im Übrigen nur wenige Tage später in Deutschland an – machen wir uns zunächst auf den Weg zum Fort Canning Park. Eine schöne auf und um einen Hügel gelegene Parkanlage mit kolonialer und präkolonialer Geschichte.
In verschiedenen Ecken des Parks lassen sich verschiedene Highlights entdecken. Neben beeindruckend hohen und exotischen Bäumen, einem Gewürzgarten, einer informativen Ausgrabungsstätte mit nicht ganz so antiken Artefakten gibt es noch einige Gebäude aus der frühen Kolonialzeit. Unter anderem das Raffles House, in welchem sich der Stadtgründer wohl wegen der guten Aussicht niederließ. Der Blick auf das Marina Bay Sands Hotel hätte ihm sicher auch gefallen.
Ungewöhnlich aber im Grunde doch sehr angenehm sind die Rolltreppen, die einem im Park begegnen und entspannt auf die nächste Ebene bringen. Das wär doch auch was für zu Hause!
Chinatown – Ganz anders als der Rest
Am Nachmittag fahren wir zur MRT Station Chinatown. Diese kennen wir ja schon… Aber jetzt geht’s hier auch ans Tageslicht und schon sind wir mitten drin auf der Pagoda Street. Ja, Singapur ist geprägt von seiner chinesischen Bevölkerung, aber Chinatown ist wirklich nochmal eine andere Nummer. Ein Stadtteil, der ganz anders ist, als alles bisher.
In der engen Fußgängerzone reihen sich Geschäfte mit allerlei Souvenirs, aber auch Schmuck. Ein paar Meter weiter lockt ein Restaurant nach dem anderen hungrige Gäste an. Wir entscheiden uns zunächst dafür bis ans Ende zu Straße zu gehen, um den Hindu-Tempel Sri Mariamman zu besuchen.
Hindu-Tempel in Chinatown? Ganz genau. Im multikulturellen Singapur geht das trotz der klar abgegrenzten ethnischen Viertel Hand in Hand. Auch vor dem Besuch des Tempels ist auf angemessene Kleidung zu achten und die Schuhe vorher auszuziehen. Während einen die Moschee mit einem weichen Teppich empfängt, haben wir im Tempel: Beton. Und auch sonst sagt uns der Tempel nicht sonderlich zu. Er hat eine Hinterhof-Atmosphäre mit ein paar religiösen Figuren.
Was macht man, wenn einem in Singapur die eine Weltreligion nicht beeindruckt? Richtig, es einfach bei der Nächsten probieren. Nur wenige Meter weiter befindet sich der Buddha Tooth Relic Temple. Und hier lohnt tatsächlich ein Besuch.
Warmes Licht, beeindruckende Figuren und ansprechende Atmosphäre machen einen Rundgang im Tempel zu einem Highlight. Auch die Architektur von außen kann sich sehen lassen. Leider erfahren wir erst später, dass sämtliche Stockwerke des Tempels besucht werden können. Wir sind aber auch so schon von dem Tempel beeindruckt.
Wir schlendern weiter durch die Gassen, vorbei an Läden voller chinesischem Ramsch. Touristische Kühlschrankmagnete im 10er Pack für wenige Dollar lassen uns genauso kalt, wie die angebotene Durian Fruchtbox. Wenn wir gewusst hätten, dass wir in Kambodscha die Chance verpassen diese berühmt-berüchtige Frucht zu kosten, hätten wir es vielleicht gewagt. Der Duft, der sich schon einige Ladenlokale vorher ankündigt, ist aber auch für Nicht-Mutige genug.
Das Hawker-Center in der Nähe des Chinatown Visitor Center machte eher mit viel Leerstand auf sich aufmerksam, sodass wir uns entschieden zurück in der Pagoda Street zu essen. Während die Freundlichkeit der Bedienung im Chinatown Seafood Restaurant quasi nicht vorhanden war, war das Essen wirklich hervorragend.
So neigte sich der Abend auch dem Ende zu. Wir hauten die letzten Singapur-Dollar für einen Frozen Joghurt raus, ließen uns unser Pfand des Singapore Tourist Pass, immerhin je 10 S$, im Ticket Office erstatten und fuhren mit Einzelfahrscheinen zurück zum Hotel, um am nächsten Morgen früh nach Kambodscha zu starten. Ein Kambdoscha-Viertel hat Singapur schließlich nicht zu bieten!