Hermanus – Von Walen und Wein
Unser letzter kompletter Urlaubstag! Von Kapstadt aus sind es ca. eineinhalb bis zwei Stunden nach Hermanus, einem alten Fischerdorf, das touristisch boomt. Es scheint sich rumgesprochen zu haben, dass man von dort aus Wale von Land aus beobachten kann. Es ist also definitiv kein Insider- oder Geheimtipp mehr. Die Fahrt führt entlang der Küste und allein der Weg dorthin ist ein Hingucker. Wir stellen unser Auto an einem der vielen Parkplätze in Hermanus ab und laufen am Strand entlang in der Hoffnung, hier von Land aus wie angepriesen den ein oder anderen Südkaper zu entdecken. Das Wetter ist hervorragend, fast schon etwas zu sonnig, weil die Wale so im Gegenlicht etwas schwerer zu erspähen sind. Außerdem sollte man die Sonne an der Küste nicht unterschätzen! Unser Tipp: Sonnencreme nicht vergessen, sonst ist man schneller verbrannt als einem lieb ist.
Und tatsächlich sind wir nicht die einzigen, die es bei dem tollen Wetter nach Hermanus verschlägt. Viele tun es uns gleich und halten Ausschau nach den Meeressäugern. Und tatsächlich! Wale! Nicht weit weg von uns, immer mal wieder springend oder Flossen wedelnd. Wer sich eine Tour auf dem Boot nicht zutraut oder die Gelegenheit nicht hat ist hier auf alle Fälle auch gut bedient. Einfach an die Küste setzen und warten. Zu der Jahreszeit ziehen zahlreiche Wale hier vorbei. Wenige Tage später sollte auch das Whale Festival stattfinden; leider passte das nicht mehr in unseren Reisezeitplan.
Wir machen einen kleinen Spaziergang an der Küste entlang. Die meisten Wale sehen wir aber am Gearings Point. Wir erfahren sogar, dass es einen ganz eigenen Beruf in Hermanus gibt; nämlich den des Walrufers. Sobald ein Wal gesichtet wird, trötet der Walrufer als Signal für alle laut hörbar, um die Meeressäuger anzukündigen.
Ein wenig Wein
Wir könnten noch Stunden an den Klippen sitzen und die Tiere beobachten. Allerdings steht für uns noch eine Weinprobe auf dem Programm, immerhin ist Südafrika durchaus für gute Weine bekannt. Wir entscheiden uns für das Sumaridge Wine Estate etwa 20 Minuten von Hermanus entfernt. Ein malerisch gelegenes Weingut. Etwas unsicher ob der Etikette suchen wir uns sechs Weine zur Probe aus. Einer von uns muss fahren, der andere darf kosten. Die Gläser für die „Probe“ werden so gut gefüllt, dass es nicht ratsam wäre, alle sechs Gläser vollends zu trinken. Stattdessen wird ein kleiner Schluck probiert und der Rest in die Spuckbehälter gespuckt. Ganz so vornehm fühlt sich das irgendwie nicht an, aber es gehört einfach zu einer traditionellen Weinverkostung dazu.
Die Weine sind teils außergewöhnlich, teils bekannt im Geschmack. Wirklich gut finden wir den Klip Kop, bei dem wir auch entscheiden eine Flasche mitzunehmen. Es ist die günstigste, aber geschmacklich für uns am besten. Dadurch ist auch das WineTasting gratis und wir zahlen neben einem großzügigen Trinkgeld für den engagierten und alles gut erklärenden Kellner nur den Preis für die Flasche Klip Kop. Laut Broschüre bestehend aus 65 % Sauvignon Blanc und 35 % Semillon. „Grüne Äpfel und zerstoßenes Basilikum tanzen auf dem Gaumen herum, mit sanften Zitrusnoten und einem reinen erfrischenden Finale“. Unsere professionelle Einschätzung lautet: „Ja, den kann man trinken“.
Abendessen in Hermanus
Alkohol und viel frische Luft machen hungrig und fürs Abendessen fahren wir wieder zurück nach Hermanus. An Restaurants mangelt es dort nicht, entsprechend schwer ist die Entscheidung. Wir entscheiden uns für die Bientang’s Cave Restaurant & Wine Bar, direkt an der Küste, eher direkt an der Brandung. Wenn man ganz unten an den Klippen sitzt spritzt das Salzwasser auf den Tisch oder umspült an bestimmten Tischen auf den Klippen sanft die Füße. Auf gleicher höhen lassen sich die Wale im Wasser treiben. Ein absolut einmaliges Erlebnis. Leider ist das auch das einzig tolle an dem Restaurant, denn das Essen ist den horrenden Preis definitiv nicht wert. Wir fühlen uns sogar touristisch abgezockt!
Wir bestellen einen Potje und sind erstaunt über die fade und wenig gewürzte an Reis servierte Portion. Schockierender weise ist dies das teuerste Essen auf unserer gesamten Tour und leider auch mit Abstand das Schlechteste! Wir haben so oft ein gutes Steak oder frisches Seafood zu angemessenen Preisen gegessen und auch gerne mehr Trinkgeld als üblich da gelassen. Das Bientang`s Cave Restaurant & Wine Bar bekommt von uns keines. Eine solche Location braucht eben keinen guten Ruf, sie lebt von den Tagestouristen, die sie sowieso nicht wieder zu locken braucht. Schade! So endet ein wenig frustriert der eigentlich doch gelungene Tag.
Wir machen uns wieder auf den Weg nach Kapstadt. Der Tafelberg versteckt sich übrigens immer noch hinter seinem „Tischtuch“ aus Wolken. Also haben wir mit unserem Alternativprogramm keine Chance verpasst, das Wahrzeichen der Stadt zu besteigen.
Unser Fazit: Wer ein paar Tage in Kapstadt verbringt, sollte auch einen Tag in Hermanus unbedingt mit einplanen. Die Landschaft ist traumhaft schön und das Erlebnis, Wale von Land aus zu beobachten ist sicherlich einzigartig. Das ehemalige Fischerdorf hat zwar nur noch wenig mit einem „Fischerdorf“ gemein und ist alles in allem ziemlich touristisch geprägt, aber wenn man ein wenig die Küste entlang läuft findet man auch das ein oder andere ruhige Plätzchen zum verweilen und entspannen. Die Weinverkostung hat sich für uns auch absolut gelohnt! Schöner wäre es wahrscheinlich noch, wenn die Weinreben in grünen Blättern stehen und wohlmöglich noch Trauben an den Rebstöcken hängen aber auch so war die Verkostung eine tolle Erfahrung.