Auf dem Weg nach Westen – der Wells Gray Provincial Park
Wir verabschieden uns heute von den Rocky Mountains, an denen wir in den letzten Wochen viel Freude hatten. Langsam orientieren wir uns aber wieder in Richtung Westen, um zur Pazifikküste vorzudringen. Schließlich stehen noch elf weitere Tage Urlaub auf dem Programm.
Wir packen unser Zelt zusammen, finden auch heute keine Grizzly-Kratzspuren in der Außenwand und fahren los. Nach etwa 25 Minuten Fahrt verlassen wir Alberta und sind zurück in British Columbia. Wir drehen die Uhr also eine Stunde zurück!
Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen dem höchsten Berg der kanadischen Rocky Mountains noch die Ehre zu erweisen. Allerdings nicht zu Fuß, sondern auf die bequeme Art. Das Visitor Center liegt direkt am Yellowhead Highway (#16) und offenbart uns einen herrlichen Blick auf den 3954 Meter hohen Gipfel des Mount Robson! Wir genießen die Szenerie bei herrlichem Wetter und machen uns wieder auf den Weg.
Wir verlassen den Yellowhead Highway für Sprachinteressierte passenderweise bei Tête Jaune Cache und biegen nach Süden ab. Kurze Zeit später sind wir am Jackman Flats Provincial Park angekommen. Der Park bietet ein einzigartiges Ökosystem in British Columbia, denn er besteht überwiegend aus sandigem Untergrund und Dünen. Im Park ist es generell zwar recht trocken, aber er ist nicht die Sahara und so gibt es neben dem Sand auch noch genügend Bäume und Sträucher. Wir machen uns auf den 2,3 Kilometer langen Lichen Loop und lernen einiges über die hier wachsenden Flechten (english: lichen). Es klingt nicht sonderlich spannend, aber Flechten haben durchaus ihren Charme!
Wir sind die einzigen Besucher des Parks, aber können diesen kleinen Abstecher für einen gemütlichen Spaziergang nur empfehlen. Auch, weil in der Umgebung sonst nicht viel zu tun ist. Erst 200km später machen steht unser nächster Programmpunkt an: Der Wells Gray Provincial Park.
Diesen hatten wir vorher gar nicht so auf dem Schirm, aber wir haben ausreichend Zeit und unser Reiseführer verspricht weitere spektakuläre Wasserfälle. Über Clearwater geht es hinein in den Park. Schon nach 10km wartet der Parkplatz der Spahats Creek Falls und wenige Schritte weiter stehen wir am Rande der Schlucht mit perfektem Blick auf den schmalen, aber hohen Wasserfall. Hier hat das Wasser eine regelrechte Kerbe in die Felswand geschnitten, um dann in die Tiefe zu stürzen. Wir sind begeistert.
Aber das ist noch nicht alles. Wir fahren weiter zu den Dawson Falls. Im Gegensatz zu den Spahat Creek Falls sind diese nicht schmal und hoch, sondern breit und gewaltig. Über eine Breite von 90m donnert das Wasser des Murtle River über die Kante. Vom Parkplatz aus führt ein kleiner Weg durch den Wald und bietet einen guten Ausblick vom Ufer auf den Wasserfall und führt gar bis auf wenige Meter auf Höhe der Abbruchkante an den Fluss heran. Einzig die vielen Mücken, die hier herumschwirren trüben das Erlebnis etwas.
Aber auch das ist noch nicht alles. Weiter über eine Brücke mit nochmaliger schöner Aussicht auf die Dawson Falls führt die Straße weiter zu den Helmcken Falls. Erneut fällt der Murtle River in die Tiefe. Und wie. 141 Meter hoch ist der Wasserfall, der sich ähnlich wie bei den Spahat Creek Falls vom Rande des Tals beobachten lässt. Mit enormer Kraft stürzt das Wasser hier in die Tiefe und bildet eine kugelförmige Ausformung im umliegenden Fels. Wir können stundenlang dem Wasser dabei zusehen, wie es hypnotisch in die Tiefe fällt. Ein Ausflug, der sich wahrlich gelohnt hat!
Unser Zelt schlagen wir am heutigen Abend im North Thompson River Provincial Park auf. Wir haben einen schönen Platz mit Blick auf den Fluss. Hunderte Mücken trüben allerdings auch hier das Vergnügen und nach unserem Barbecue verziehen wir uns früh ins Zelt.
Transfer weiter Richtung Westen
Auch am nächsten Morgen sind es nicht weniger Mücken geworden. Auf dem Weg zum North Thompson River Viewpoint werden wir stets von den kleinen Plagegeistern verfolgt, sodass auch hier keine wirkliche Freude aufkommt. Der Blick vom Viewpoint ist ganz nett. Er bietet den Ausblick auf den Zusammenfluss zweier Flüsse, den trüben North Thompson River und den dunklen Clearwater River.
Immer noch schwirren hunderte Mücken umher. Nichts wie weg hier. Es geht über Kamloops und auf den alt bekannten Trans Canada Highway 1 biegen aber schon bei Cache Creek auf Highway 99 ab. Wir haben nun schon 200 km hinter uns und legen eine Mittagspause bei der Historic Hat Creek Ranch ein. Hier wird ein sehr guter Burger serviert und die Bedienung fragt, ob wir neue Pommes wollen, weil die uns Servierten etwas zu knusprig geworden sind. Zu Knusprig? Als ob es sowas bei Pommes geben würde.
Gestärkt geht es wieder auf die Straße und bald erreichen wir wieder den Fraser River, allerdings nicht an den uns schon bekannten Teil. Der Fluss hat hier ein tiefes Tal in die Landschaft geschnitten und die Umgebung ist sichtlich trocken. Kein Wunder, dass hier kanadischer Wein angebaut wird. Die Straße windet sich an den Berghängen entlang und bietet herrliche Ausblicke ins Tal. Wir verlassen das Tal des Fraser River wieder und die Wälder werden wieder dichter.
Am Joffre Lake legen wir noch eine kleine Pause ein. Allerdings muss Jonas alleine zum Ausblick über den Lower Joffre Lake gehen. Andrea hat mit einem fiesen Mückenstich am Fuß zu kämpfen, der selbst einen Spaziergang unmöglich macht. Der Blick am See ist schön. Klares Wasser, im hinteren Seebereich leicht türkis schimmernd, im Hintergrund bewaldete Berghänge, die die Sicht auf schneebedeckte Berggipfel umrahmen. Leider kann unsere Kamera die Schönheit des Ganzen nicht einfangen…
Endpunkt der heutigen Tour mit über fünf Stunden reiner Fahrtzeit ist der Campground im Nairn Falls Provincial Park. Eigentlich hatten wir geplant rund um Lillooet zu übernachten, aber spontan fuhren wir etwas weiter, auch um mehr Zeit im nahen Whistler zu haben. Dank Zelt können wir herrlich spontan entscheiden, wo wir übernachten!